24.08.2013 Tashkent - Samarkand

Da es in Usbekistan keine Sommerzeit gibt, sind sie uns während dieser Zeit nur um 3 Stunden voraus und so kamen wir morgens um kurz nach 6 Uhr dort an. Da wir nur ein Gruppenvisum besaßen, welches einer der Mitreisenden mit sich führte, musste sich die Reisegruppe schon vor der formellen Einreise zusammen finden und eine Zollerklärung in doppelter Ausführung ausfüllen. Tja, so etwas muss in diesem Land noch sehr korrekt sein und man bemerkt direkt bei der Einreise noch den russischen Einfluss, da Usbekistan ja viele Jahre ein Teil der Sowjetunion gewesen ist. Nachdem wir es dann alle geschafft hatten, wurden vor dem Flughafen erst einmal ein paar Zigaretten gequalmt und dann ging die Rundreise los. Unser Reiseleiter Islom stellte sich und das Fahrerteam vor und wir fragten Ihn sofort nach Getränken, da es im Flugzeug keinerlei Service gab. Von Gebeco war es so geregelt, dass jeder von uns eine kleine Mahlzeit bekam aber 0,15 l Saft in 10-11 Stunden war dann doch ein Bisschen wenig. Man konnte zwar noch Getränke hinzu kaufen, diese waren jedoch sehr überteuert.

 

Als erstes Stand ein ca. 4-5 stündiger Transfer nach Samarkand auf dem Programm. Das hört sich im ersten Moment schlimm an aber so bekommt man direkt einen schönen Einblick in das einem fremde Land. Nach nur kurzer Fahrt machten wir dann eine Frühstückspause und bewunderten dabei den schön bewachsenen Garten. Der Hibiskus entwickelt hier Blüten mit bis zu 30 cm Durchmesser und ich habe Weintrauben noch nie so eng wachsen gesehen. Diese wollten natürlich gleich probiert werden und schmeckten süß, was bei einem Zuckeranteil von bis zu 30 Prozent auch kein Wunder ist. Unser Busfahrer Ismail und sein Beifahrer Bakti sorgten dafür, dass immer genug kühles Mineralwasser vorhanden war. Unseren zweiten Stopp machten wir dann, um uns mit Melonen einzudecken. In Usbekistan sind nicht nur die Wassermelonen reichlich größer als die bei uns erhältlichen, sondern auch die Galiamelonen sind bald 2-3 mal soviel. Ich denke, dass es daran liegt, dass die Melonen für den Export gepflügt werden, bevor sie richtig reif sind. Das kennt man ja von den Bananen, die auch im grünen Zustand exportiert werden. Die Melonen schmecken auch süßer als bei uns und sind sehr zu empfehlen.

Gegen Mittag kamen wir dann in Samarkand an. Nach dem Mittagessen brauchten wir erst einmal etwas Bewegung. Hierfür hielten wir dann an dem berühmtesten Platz der Stadt, dem Registan an und wurden direkt enttäuscht. Der Platz war für ein Musikfestival gesperrt, welches zur Unabhängigkeitsfeier am 01.09. stattfand. Da sich 52 Nationen an diesem Ereignis beteiligten zog es sich über mehrere Tage hin und wir standen nun vor verschlossenen Toren. Da es jedoch erst Mittag war und das Festival sich an den Abenden abspielte, bekamen wir nach ein Wenig Bitten und Betteln bei den Wächtern, 15 Minuten Zeit zum Fotografieren. Da standen wir nun auf dem Platz, der schon Goethe beeindruckt hat und staunten über die prachtvollen historischen Bauten. Der Registan-Platz mit seinen drei rechtwinklig einander zugeordneten Medresen ist auch heute noch der zentrale Platz, der 2.700 Jahre alten Oasenstadt. Die Ulug-Bek-Medrese ist die älteste und entstand von 1417 bis 1420. Die anderen Beiden kamen bei einem Umbau des Platzes im 17. Jahrhundert hinzu. Der Registan (Sandplatz) ist das bekannteste Wahrzeichen Usbekistans und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Im Mittelalter diente der Platz als Marktplatz ebenso, wie als Platz für Militärparaden. Hier wurden vom Herrscher Erlasse verkündet und auch Hinrichtungen fanden auf diesem Platz statt. Jetzt standen wir an diesem geschichtsträchtigem Ort und bewunderten die, über und über mit Majolikafliesen verzierten Gebäude. Auch Blattgold wurde häufig verwendet und leuchtet in der usbekischen Sonne wunderschön. Da jede der Medresen auch noch betreten werden kann und sie noch über große Innenhöfe verfügen, überzogen wir unsere 15 Minuten so lange, bis uns die Wärter zum Verlassen des Platzes aufforderten. Man könnte an dieser Stelle wohl mehrere Stunden verbringen und hätte immer noch nicht Alles gesehen.

Jetzt wurde es Zeit unser erstes Hotel kennen zu lernen. Wir bezogen das Hotel Malika Prime und waren von der Lage beeindruckt. Es liegt sehr günstig, da es zum Registan zu Fuß nur ca. 10 Minuten sind und es in der Nähe des Hotels noch mehr zu sehen gibt. Nur etwa 100 Meter vom Hotel entfernt findet man das Mausoleum Gur Emir. Die gerippte Kuppel aus farbigen Schmelzziegeln zieht schon von Weitem die Blicke auf sich. Dieses Mausoleum war dann auch unsere letzte Besichtigung am ersten Tag der Rundreise.

Hier nun liegen die Leute begraben, die einen auf einer Usbekistanreise überall verfolgen werden: Timur und seine Bande. Dieser, 1336 in Shar-e-Sabz geborene Timur galt als grausamer Herrscher und errichtete ein Riesenreich, welches bis über den Euphrat reichte und selbst den Kaukasus, den Iran und Indien einschloss. Nach dem Tod Timurs zerfiel das Reich, da sich seine vier Söhne zerstritten und um die Macht kämpften. Obwohl sein Vater ein türkischer Emir war, betonte Timur gerne seine weite Verwandtschaft mit dem Mongolenführer Dschingis Chan. Sein Enkel Ulug‘bek baute u.a. die erste Medrese am Registan. Ein weiterer weltbekannter Nachfahre Timurs war Shah Jahan, der Erbauer des Taj Mahal in Indien. Bedingt durch eine alte Kriegsverletzung wurde Timur auch Timur Lenk (der Lahme) genannt. Bei uns ist er auch unter dem Namen Tamerlan bekannt. Da er aus dieser Gegend kam und Samarkand zum Mittelpunkt seines riesigen Reiches machte, wird er auch heute noch in ganz Usbekistan verehrt

Wir standen nun also am Grab des Gebieters, wie Gur Emir in deutsch heißen würde. Neben Timur sind hier u.a. noch seine vier Söhne, sein Enkel Ulug’bek und sein geistiger Mentor Scheich Mirsaijd-Bereke bestattet. Das Mausoleum besticht aber nicht nur wegen seiner bunten Aussenfassade, denn auch der Innenraum ist sehr sehenswert. Die Wände sind mit großen Onyxplatten verkleidet, welche mit Bemalungen und viel Blattgold verziert sind. Die Grabmale befinden sich in der Mitte und ein schwarzer Quader aus Nephrit ist Timur gewidmet. Die eigentlichen Gräber befinden sich jedoch in einer Gruft unterhalb des Mausoleums. Diese Gräber wurden 1941 vom russischen Historiker Gerasimov geöffnet und untersucht. Man fand einen ca. 1,72 m großen Mann, der an Tuberkulose litt und Verwachsungen an der rechten Schulter und am rechten Knie hatte. Scheint also der echte Timur zu sein. Seine roten Haare sind auch noch erhalten. In Ulug’beks Grab fand man einen Mann, dessen Kopf neben dem Körper lag, was nicht auf einen natürlichen Tod schließen lässt. Da eine Grabaufschrift besagt, daß die Welt bei der Öffnung des Grabes von Timur erzittern soll, bringen manche den deutschen Überfall auf Russland mit der Graböffnung in Verbindung. Sie fühlen sich auch dadurch bestätigt, daß sich nach der erneuten muslimischen Bestattung im Jahre 1942, mit der Schlacht von Stalingrad der Krieg anfing zu wenden. Vorerst wird es also keine neuen Untersuchungen geben. Auch wir durften uns daher nur mit dem Fotoapparat bewaffnen und nicht mit dem Spaten, was uns aber vollkommen reichte.

Mit unserem ersten gemeinsamen Abendessen ließen wir den Tag ausklingen. Da ich in der Nacht davor im Flieger nur wenige Stunden geschlafen hatte, viel ich recht müde ins Bett.

 

 

 

 

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