24.09.2016 Debark / Simiengebirge

Nach dem Frühstück stand uns erst eine mehrstündige Fahrt nach Debark bevor. Bei dieser atemberaubenden Landschaft vergeht die Zeit jedoch wie im Fluge. Unterwegs begegneten wir mehreren Bauern, die mit ihren Holzpflügen auf dem Weg zur Arbeit waren. Bei den kurzen Zigarettenpausen wurden wir, wie überall in diesem Land, von vielen Kindern belagert. Sie freuten sich über von mir mitgebrachte Kugelschreiber und Schulhefte.

 

In einer Stadt, die wir durchquerten, wurde gerade ein großes Fest gefeiert. Der Staat sammelte hierbei Geld für einen Staudamm und wir hielten natürlich an und nahmen an den Feierlichkeiten teil.

 

Auf der Weiterfahrt Richtung Debark trafen wir dann noch einen kleinen Jungen mit seiner Schwester, die die Schafe der Familie hüteten. Der Junge wusste garnicht wie ihm geschieht, als er von mir einen Fußball geschenkt bekam. Er traute sich erst nicht, den Ball anzunehmen und dachte, ich will nur mit ihm spielen. Als er dann registrierte, dass der Ball ein Geschenk sei, lies er ihn nicht mehr los und strahlte über beide Backen. Auch seine kleine Schwester bekam ein Geschenk und so waren sie beide glücklich. Als der Bus weiter fuhr winkten sie uns freudestrahlend hinterher. Auf die Fotos von den Beiden bin ich richtig stolz, da ich vom Fotografieren keine Ahnung habe und sie wirklich gelungen sind. Das Mädchen sah in ihrer Kluft richtig putzig aus.

 

Wir erreichten den Simiennationalpark und gegen 11 Uhr waren wir in Debark. Ohne zu zögern machten wir uns direkt auf ins Simiengebirge. Als Tourist darf man den Nationalpark nur in Begleitung eines Rangers erkunden. Wir bekamen gleich zwei Ranger gestellt und fuhren mit ihnen bis auf eine Höhe von ca. 3.600 Metern. Schon beim Aussteigen bekamen wir eine große Herde Paviane zu sehen. Hierbei handelt es sich um eine besondere Gattung, den Geladas oder auch Blutbrustpaviane, wie sie bei uns genannt werden. Diese Sorte ist nur hier heimisch und sitzt ständig nur rum und ist am grasen. Der Daumen von ihnen ist extra so geformt, dass sie das Gras direkt über der Wurzel abreißen können. Eine Herde dieser Tiere kann bis zu 600 Tiere beinhalten.  

 

Wir machten eine Wanderung entlang der Abbruchkante des Gebirges und genossen die wunderschönen Aussichtspunkte. Es war wirklich traumhaft und immer wieder begegneten wir den Geladas. An manche von ihnen kann man ganz nah rankommen und sie lassen sich nicht stören. Übergewicht, Raucherlunge und meine Bandscheiben machten die Wanderung für mich jedoch sehr anstrengend. Man merkt den niedrigen Sauerstoffgehalt der Luft in dieser Höhe. Zu allem Überfluss rutsche mir einer unserer Aufpasser an einer schlammigen Stelle auch noch mit vollem Gewicht in den Knöchel, der daraufhin anschwoll. Es war jedoch einer der schönsten Orte, die ich in meinem Leben gesehen habe.  

 

Auf dem Rückweg nach Debark begegneten uns bei einer Pause wieder einmal viele Kinder. Das war für mich die Gelegenheit wieder etwas aus meinem Zusatzkoffer los zu werden. Ich wühlte noch einen Fußball hervor und sah in glückliche und traurige Augen. Als ich fragte, was denn los sein, bekam ich die Antwort, dass sie doch in zwei verschiedene Schulen gingen. Ich konnte es natürlich nicht verantworten, dass eine Schule einen Ball besaß und die andere nicht und kramte noch einen zweiten Ball raus. Die Kinder bekamen direkt auch noch ein paar Schulhefte und Kugelschreiber und waren damit alle happy. Sie stellten sich direkt zu einem Gruppenfoto auf und ich nahm die Gelegenheit gerne an.

 

Am späten Nachmittag waren wir dann wieder in Debark und Tom hatte uns vorher schon ein bisschen vorgewarnt, dass es sich hierbei mehr um eine Wild-West-Stadt handelt. Geschäfte sucht man hier vergeblich und das Hotel war auch eine ziemliche Absteige. Naja, für eine Nacht tut es das auch und wenn nichts Besseres vorhanden ist, muss man sich damit abfinden.  

 

Vor dem Abendessen lief ich mit Sarah und Tom noch ein wenig durch die Stadt. Wie überall in Äthiopien vertreiben sich die Jugendlichen mit Kickern die Zeit. Als wir an ein paar Holzhütten vorbei kamen viel mir ein Friseur auf. Spontan entschloss ich mich mir die Haare schneiden zu lassen. Er gab sich natürlich viel Mühe und der Preis war etwas niedriger als bei uns. Er verlangte umgerechnet etwa 40 Cent und das fand ich selbst für mein nur noch rudimentär erhaltenes Kopfhaar doch sehr preiswert. Die kleine Tochter guckte interessiert zu und bewunderte die drei Weissen.  

 

Sarah, Tom und ich hatten es uns ja schon an den Vortagen zur Gewohnheit gemacht, abends das Nachtleben der Städte zu erkunden. Auch an diesem Abend zogen wir wieder los und es wurde dieses Mal richtig spät. Wir liefen durch die dunklen Gassen und wurden von Einheimischen freudestrahlend eingeladen. „Come in my home and drink Tej with me“ bekamen wir mehrfach zu hören und nutzen es auch. So viel Tej wie an diesem Abend habe ich danach nicht mehr getrunken. In den Häusern wurde getanzt, gesungen und geklatscht. Zusammen mit Freunden von Tom liefen wir von einer Stelle zur nächsten und klingelten an den sogenannten Bars, die teilweise schon geschlossen hatten. Es war schon lustig zu sehen, was sich hier so Bar nennt. Wir saßen an einem Tisch und in der anderen Ecke stand das Bett des Besitzers, der darin schon am schlafen war. Erst gegen 2-3 Uhr suchten wir dann unser eigenes Bett auf und so brauchten wir unsere Absteige wirklich nur ganz kurz. Es war ein unvergesslicher Abend und für mich auch der schönste der Reise.