19.-20.09.2015 Addis Abeba
Über den 19.09. gibt es nicht viel zu berichten, außer dass die Anreise begann. Mit dem Auto ging es Richtung Duisburg und von dort per Zug Richtung Frankfurt. Ich war zufrieden, als ich mein Gepäck bei Ethiopian Airlines eingecheckt hatte. Da ich an Bandscheibenproblemen leide ist es nicht einfach, mit ca. 45 Kilo Gepäck auf reisen zu gehen. Da man bei dieser Fluggesellschaft jedoch zwei Gepäckstücke a 20 Kilo plus Handgepäck a 5 Kilo Freigepäck hat, wollte ich auch nicht darauf verzichten. Somit konnte ich einen Koffer voll mit Fußbällen, Schulheften, Kugelschreibern, Taschenmessern, T-Shirts u.a. mitnehmen. Diese Sachen waren natürlich dafür gedacht kostenlos verteilt zu werden. Da es sich bei Äthiopien um eines der ärmsten Länder der Welt handelt findet alles schnell einen Abnehmer und die Leute sind dafür sehr dankbar. Es war dann schon nach 22 Uhr, als der Flieger endlich abhob und es lag eine ca. 7,5-stündige Flugzeit vor uns.
Am frühen Morgen landeten wir dann auf dem Flughafen der Hauptstadt Addis Abeba. Der amharische Name der Stadt bedeutet übersetzt „Neue Blume“. Mit einer durchschnittlichen Höhe von 2.350 Metern über dem Meeresspiegel handelt es sich hierbei um die 4.-höchstgelegene Hauptstadt der Welt. Man merkt schon, dass die Luft ein Bisschen dünner ist als in meiner Heimat am Niederrhein. Bis wir unser Visum und unser Gepäck erhalten hatten, war schon eine gute Stunde nötig. Wir sahen uns direkt nach einer Bank zum ersten Geldwechsel um. Für einen Euro bekamen wir ca. 24 äthiopische Birr und ich wechselte erst einmal 200 Euro. Thomas, unser Reiseleiter empfing uns und wir machten uns auf den Weg zu unserem ersten Hotel. Es handelte sich hierbei um das Nexus-Hotel, welches etwas außerhalb der Innenstadt gelegen ist. Unsere Reisegruppe war mit 6 Personen überschaubar und wir verstanden uns von Anfang an sehr gut. Das „Sie“ wurde sofort gegen ein „Du“ eingetauscht und so konnte es richtig losgehen. Wir erfuhren, dass die äthiopische Zeitrechnung von unserer abweicht und wir uns hier erst im Jahre 2008 befanden. Auch die Uhrzeit wird hier anders berechnet. Was für uns 6 Uhr am Morgen ist, wird hier als 0 Uhr bezeichnet und am Abend haben wir dann 12 Uhr. Dies sollte aber kein großes Problem darstellen, da wir uns dann doch auf unsere Zeitrechnung einigten.
Nach einer kleinen Pause galt es gegen Mittag dann erst einmal, sich einen Überblick zu verschaffen. Dafür fuhren wir auf den gut 3000 Meter hohen Entoto-Berg am Stadtrand von Addis. Von hier aus hat man eine schöne Aussicht über die Stadt. Oben auf dem Berg steht die Kirche Entoto-Maryam und sie war dann auch unser erster Anlaufpunkt. Die äthiopisch-orthodoxen Kirchen haben wenig Ähnlichkeit mit Unseren. Es handelt sich meist um Rundbauten, die farbenfroh bemalt sind. Im Inneren gibt es immer einen Bereich, der nur dem Priester vorbehalten ist und in dem sich eine Nachbildung der Bundeslade befindet.
Hinter der Kirche befindet sich der Palast des Kaisers Menelik und seiner Frau Titu. Der Palast wurde 1883 erbaut und man sieht, dass die äthiopischen Kaiser bescheidener lebten als die Europäischen.
Von hier aus ging es dann zum Nationalmuseum des Landes. Am Eingang des Geländes wird man kontrolliert und es werden einem Gegenstände wie beispielsweise Feuerzeuge abgenommen. Da ich nur Eins dabei hatte und Raucher bin, protestierte ich direkt. Man sagte mir, dass ich es auf einen Mauervorsprung neben der Wache legen könnte und nachher zurück bekäme. Nach dem Museumsbesuch war es dann aber leider schon abhanden gekommen und ich durfte mir ein anderes von den dort gelagerten Feuerzeugen aussuchen. Leider waren nur noch Defekte, fast Leere vorhanden. Im Laufe der Reise verstand ich dann auch warum, da ich im ganzen Land kein neues Feuerzeug erwerben konnte. So kam ich in den Genuß, mal wieder die guten alten Streichhölzer zu benutzen. Das Museum selbst beherbergt ein paar wirkliche Kostbarkeiten. Neben alten kaiserlichen Möbelstücken gibt es dort sehr alte menschliche Knochen zu sehen. Die berühmtesten davon wurden 1974 in Äthiopien gefunden und stammen von einer Frau der Gattung Australopithecus afarensis. Sie sind ca. 3,2 Millionen Jahre alt und wurden von den Forschern Lucy genannt, da sie in jener Zeit abends immer das Beatleslied „Lucy in the sky“ hörten. In Äthiopien selbst wird sie Dinknesh genannt, was soviel wie „Du Wunderbare“ bedeutet. Damals galt ihr Skelett als das älteste der Welt aber in der Zwischenzeit fand man noch ältere Fossilien, die auch in diesem Museum gelagert werden.
Im Anschluss an das Museum fuhren wir zu einem großen Platz, der gerne für Hochzeiten und andere Festlichkeiten genutzt wird. Es ist eine parkähnliche Anlage und es war ein schönes Erlebnis.
Zum Abschluss des Abends gingen wir dann , nicht weit vom Hotel entfernt, unser erstes original äthiopisches Essen einnehmen. Da die Portionen in diesem Land immer für mindestens zwei Personen ausgelegt sind, bestellten wir für alle zusammen. Wir bekamen das erste Mal Injera zu essen, ein säuerlich schmeckendes, pfannkuchenartiges Brot aus dem Teffgetreide. Bei Teff handelt es sich um eine Art der Zwerghirse, die vorwiegend in Äthiopien angebaut wird. Dazu bestellten wir Tips (gegrilltes Rind- oder Lammfleisch) und Shiro (gewürzter Kichererbsenbrei). Unser Mitreisender Egbert bekam seine Spagetti mit Tomatensosse, da er sich auf die Landeskost nicht einlassen wollte. Daher war er auch der Einzige, der eine Gabel bekam, da man Injera mit den Fingern ist. Da die linke Hand als unrein gilt, wird mit der rechten Hand ein Stück von der Injera abgerissen und damit z.B. das Fleisch gegriffen. Zu dem Fleisch wird dann auch noch immer ein Töpfchen mit Chillipaste (Berbere) gereicht, in das man das Fleisch eintunkt. Als Getränkt wählten wir ein inländisches Bier. Es hat Alles sehr gut geschmeckt und wir lernten uns bei unserem ersten gemeinsamen Abendessen alle besser kennen. Unsere Reisegruppe bestand aus zwei Pärchen und zwei Alleinreisenden und dazu kam noch unser Reiseleiter Thomas. Wir einigten uns direkt alle auf das Du und es war ein richtig schöner Abend.