Die Geschichte von unserem Schutzengel
Hallo Leute, ihr werdet es mir nicht glauben, aber ich weis jetzt, wie mein Schutzengel aussieht. Ich kenne ihn zwar schon lange, war mir aber nicht mehr bewusst, wieviel er mir bedeutet.
Wir waren früher ja lange Zeit auf dem Campingplatz und es bildete sich eine eingeschworene, unzertrennliche Jugendgruppe, die gemeinsam groß wurde. Mit der Zeit kam es dann aber immer wieder vor, dass einer die Gruppe verlassen musste. Dieser Verlust ging einem dann sehr nah und wir vermissten denjenigen ungemein. Man könnte sagen, die Gruppe war so stark zusammen gewachsen, dass jeder ein Teil von dem anderen geworden ist. Mit jedem Weggang wurde mir damals ein Teil aus meinem Herzen gerissen und es blieb ein großes Loch. Mit der Zeit verblassten zwar die Erinnerungen, die Löcher im Herzen blieben jedoch bestehen, wenn man es auch gar nicht so wahrnahm. Heute ist mir bewusst, dass sie niemals zugewachsen sind. Da es im Laufe des Lebens immer wieder mal vorkam, dass man Freunde aus den Augen verlor, waren scheinbar schon so viele Löcher vorhanden, dass das Herz bald keine Lust und Kraft mehr hatte zu schlagen. Viele der Freunde gründeten eigene Familien und man hatte gedacht, dass sie sich gar nicht mehr an einen erinnern würden. Da bei mir in den letzten Jahren sehr viel Scheiße passiert ist, war ich seelisch in ein Loch gestürzt und ziemlich down.
Jetzt waren gut 20 Jahre vergangen und ich hatte eigentlich nur noch zu zwei Leuten aus der früheren Gruppe Kontakt. Am Pfingstsamstag 2013 erhielt ich dann überraschender Weise eine Mail über facebook. Anja meldete sich nach so langer Zeit bei mir und fragte nach einem Treffen. Für Anfang Juli war über facebook schon ein Treffen geplant, aber da fehlten UNSERE Leute zum großen Teil. Wir wollten und konnten wohl auch gar nicht so lange warten und verabredeten uns direkt zwei Tage später. Anja stellte auch noch einen Kontakt zu Brigitte her und sie schloss sich direkt an. Mit etwas Skepsis nach so langer Zeit ging ich also zu unserem Wiedersehen. Erst einmal gucken, was so aus den Leuten geworden ist und schön vorsichtig sein. Als Ort hatten wir uns natürlich den Campingplatz ausgesucht. Als ich dort ankam, traf ich zufällig auf Frank und er wartete mit mir auf Anja und Brigitte. Auch er war zu der Zeit noch sehr zurückhaltend, der Sache gegenüber. Als die Beiden dann ankamen, konnte ich meine Gefühle nicht fassen und musste die Tränen unterdrücken. Die Skepsis war mit dem ersten Blick restlos verschwunden und wir lagen uns in den Armen. War das schön und man merkte sofort, wie sich zwei große Löcher im Herzen schlossen und es wieder mehr Gas geben konnte. Anja hatte ihre Tochter Hannah und Brigitte ihren Mann Matthias mitgebracht. Wir verbrachten einen herrlichen Nachmittag incl. Minigolfspielen auf unserer alten Bahn bei Wolters. Das brachte so viel Lebensenergie, dass wir sofort beschlossen, noch andere der Gruppe wieder zu finden. Es gab danach keinen Tag mehr, wo ich alleine zu hause rum saß, denn auf facebook waren immer welche von uns da. Wir suchten nach den Anderen und quatschen dabei natürlich auch untereinander. Da ich unseren Ike dabei haben wollte und nicht wusste wo er steckt, rief ich seinen Vater an und bekam seine Telefonnummer. Er musste erst ein Weilchen überlegen wer ihn da anruft aber dann freute er sich genauso wie wir. Also nächstes Treffen und nicht lange überlegen, direkt am Samstag Nachmittag. Frank kam dieses Mal auch mit und was soll ich euch sagen. Wieder lagen wir uns in den Armen und die nächsten Tränen flossen. So etwas habe ich in meinem Leben wirklich noch nie empfunden und hätte es auch nicht für möglich gehalten. Da war so ein Vertrauensverhältnis als wäre man nie getrennt gewesen. Jeder von uns war sich eigentlich im klaren, dass er sich für die Tränen nicht schämen muss und ich gestehe, dass sie mir jetzt noch kommen, wenn ich an die Wiedersehensmomente zurück denke. Reine Freudestränen, die sehr sehr gut tun. So bewegende Momente hat man nicht allzu oft im Leben und sollte sie voll und ganz genießen! Wir verbrachten den nächsten sehr schönen Tag damit, unsere alte Umgebung neu für uns zu entdecken. Selbst das Champions-League-Finale zwischen Dortmund und den Bayern interessierte uns nicht mehr. WIR waren endlich wieder vereint. An diesen Tagen versprachen wir uns hoch und heilig, dass wir uns nie wieder aus den Augen verlieren werden und uns öfters treffen müssen. Es hat uns irgendwie das Fieber erwischt, noch mehr aus unserer Truppe zu finden und auf Kullfest haben sich schon welche davon angemeldet. Wir, die sich schon wiedergefunden haben, sehen uns bis dahin garantiert noch das eine oder andere Mal. Eigentlich kann man nicht verstehen, wie wir es so lange ohne uns ausgehalten haben. Ich freue mich auch schon auf Kullfest und bin gerne bereit, noch ein paar Tränen zu vergießen, wenn sich der Kreis weiter schließt.
Mein Fazit ist bisher, dass man den Alterungsprozeß teilweise rückgängig machen kann, wenn einem die richtigen Freunde dabei zur Seite stehen. Man fühlt sich in die Jugend zurück versetzt und lebt richtig auf, wenn sich die Löcher im Herzen wieder schließen. Ich bin dadurch aus meiner Lethargie erwacht und strotze zur Zeit vor Unternehmungslust. Daran hat es in der Vergangenheit oft gemangelt, da die richtigen Leute fehlten und ich alleine schlecht in die Gänge komme. Das man im Alter mehr Schlaf benötigt und Schwierigkeiten hat, mal eine Nacht ohne Schlaf aus zu kommen, scheint mir auch weniger ein physisches, als ein psychisches Problem zu sein. Ich, und nicht nur ich, habe in den letzten Tagen vor lauter Aufregung und Bewegtheit sehr wenig geschlafen und es hat mir rein gar nichts ausgemacht. Das habe ich alles der Initiative meines Schutzengels zu verdanken. Danke Anja und verlasse uns bitte nie wieder. Du hast es geschafft, einen Teil von mir wieder zum Leben zu erwecken!! Einen besonderen Dank auch an facebook, welches uns dieses überhaupt möglich gemacht hat. Danken möchte ich aber auch den anderen, die bereit waren, mir ihren Anteil von mir selbst zurück zu bringen, der mir mit ihrem Fernbleiben verloren gegangen ist. ICH BIN SEHR SEHR GLÜCKLICH und das kam in der letzten Zeit leider viel zu selten vor.
Ich hoffe, dass es sich hierbei um eine Fortsetzungsgeschichte handelt und ich sie noch lange erweitern kann. Mir würde jetzt sicher noch einiges dazu einfallen, aber ich möchte euch nicht überfordern und mache erst einmal wieder Schluss. Ich wollte halt nur versuchen, euch meine derzeitige Lage und Gefühle ein Wenig näher zu bringen.
Neukirchen-Vluyn 01.06.2013
Nachdem jetzt zwei Wochen vergangen sind kann ich nur sagen, daß ich Anja noch genauso dankbar bin, da sie mich aus meinem Tief befreit hat. Ich treffe mich so gerne mit ihr, da sie eine so fröhliche Natur hat und dies durch ihre Ausstrahlung auf andere überträgt. In der letzten Zeit ging es mit mir immer weiter bergab, da ich niemanden mehr hatte, dem ich richtig vertrauen konnte. Ich würde mir wünschen, daß sie mir genauso vertraut wie ich es ihr gegenüber tue. Dies ist unter Freunden auch wichtig, da es sonst schnell zu Missverständnissen kommen kann. Wenn ich mich unter Freunde begebe möchte ich wieder Spaß haben und kein Rumgezicke. Davon hatte ich in den letzten Jahren genug und sowas hat mich in mein Tief getrieben. Mir kann halt jeder lieber sagen, was ihn bewegt und ich bin auch niemals darüber sauer. Aussprechen hilft in fast allen Fällen, denn man weiß ja sonst nicht, was den anderen wirklich dazu gebracht hat, so zu reagieren. Da gibt es einfach Dinge, die sich in den Jahren ereignet haben, die man nicht in der Öffentlichkeit austragen will!
So, ich werde mich in der nächsten Zeit bestimmt noch oft mit meinen alten Freunden treffen und das so oft es geht. Ich will in meinem Leben wieder Spaß haben. Danke Anja. Heute hatten wir leider nicht die Gelegenheit uns zu treffen aber sobald wie möglich sollte es wieder so weit sein. Da ich in den letzten Jahren viel allein zuhause gesessen und gegrübelt habe, fällt mir zur Zeit die Decke auf den Kopf und ich muss raus. Da mein Freund Frank meine Hilfe heute doch nicht brauchte bin ich einfach mal eine Runde durch Moers gelaufen. Frische Luft tut gut und vielleicht lernt man ja doch noch neue Freunde dazu kennen. Dann ist es auch nicht ganz so schlimm, wenn die alten mal keine Zeit haben, etwas zu unternehmen. In meinem Alter ist es gar nicht so leicht Menschen kennen zu lernen, die wie ich nicht nur dem Alkohol frönen wollen sondern auch ohne Spaß haben können. Da ich ja aber schon öfters gesagt habe, daß ich nicht abgeneigt wäre, ein passendes Weibchen zu finden, die die teilweise Einsamkeit durchbricht, werde ich demnächst bestimmt wieder viel unternehmen um Menschen kennen zu lernen. Wo soll die Frau sonst jemals herkommen? Da ich mich in den letzten Tagen mit Freude in die gute alte Zeit zurückversetzt habe, hörte ich im Auto gerade Westernhagen und wie der Zufall das so will, war auch „Ich brauch ne Frau, der ich vertrau“ dabei. Ja, Marius, da kann ich dir nur recht geben und dank Anja bin ich auch wieder bereit, danach zu suchen. Selbst Anja, die ich schon so lange kenne, ist eine tolle Frau geworden und sie hat auch noch Freundinnen und Bekannte, die ich gerne kennen lernen würde. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Frau, die sich zu mir hingezogen fühlt. Ich bin da wieder guter Hoffnung und somit bestens gelaunt! Wie es weiter gegangen ist werdet ihr dann demnächst erfahren. Bisher kann ich nur sagen, daß ich wieder glücklich bin und das ist sehr sehr schön, da lange her.
04.06.2013 Neukirchen-Vluyn
Leute was soll ich euch sagen, es geht mir von Tag zu Tag besser. Ich fühle mich wie frisch erwacht und habe meinen Lebensmut wieder gefunden. Mir ist bewusst geworden, dass ich mich nicht auf andere Leute verlassen darf, wenn ich Spaß haben will. Da muss man schon selbst was für tun und kann dies notfalls auch alleine erledigen. Zur Zeit treffe ich mich an den Wochenenden wieder mit alten Freunden. Mit denen vom Campingplatz hat alles angefangen, aber da waren doch noch andere! Nächstes Wochenende sind die fällig, die ich irgendwann während meiner Ausbildung kennen gelernt habe. Das macht echt riesigen Spaß und man kann die alten Freundschaften genießen und wenn es einem gefällt, versucht man sie zu halten.
Da ich jedoch beschlossen habe, dass mein Glück nicht von anderen abhängig sein darf, informiere ich mich seit dem Wochenende über die aktuellen Urlaubsangebote. Der letzte richtige Urlaub ist schon wieder drei Jahre her und die Ferne ruft ganz laut nach mir. Diese Vorbereitung lenkt vom Alltagsgeschehen ab und man weiß dann schon mal ein Wenig, was einen dabei erwartet. Bin also am Sonntag Abend am Düsseldorfer Flughafen gewesen und habe mich umgeschaut. Ich muss einfach mal wieder weg, weit weg. Meine Art von Reisen ist jedoch ziemlich teuer geworden und man muss gucken, was noch im bezahlbaren Rahmen zu finden ist. Gleich am Anfang fiel mir dann eine schöne Rundreise in die Augen: Guatemala-Honduras-Nicaragua und auch noch unter 2.000 Euro. Das hört sich doch gut an aber ich suchte noch weiter. Jetzt habe ich mich fast sicher entschieden, wo es noch in diesem Jahr hingehen soll. Da es noch nicht so weit ist, werde ich mich hier noch nicht dazu äußern, aber soviel sei verraten: Das Ziel liegt zentral auf dem asiatischen Kontinent und es ist nicht China. Da ich mir ziemlich sicher bin freue ich mich schon auf diese Reise. Endlich habe ich wieder was zu tun und wenn es nur Urlaubsvorbereitungen sind. Da es noch gut zwei Monate hin ist, möchte ich auch gucken, dass ich bis dahin noch ein paar Kilo abschmeißen kann, aber damit habe ich ja Erfahrung und daher keine Probleme. Probleme soll es in meinem Leben ja vorerst nicht mehr geben. Wäre jedoch schön, da Temperaturen um die 40 Grad auf mich warten. Wow, wie freu ich mich auf die Wüste. Sonne, Sterne, Stille, ich kann es kaum erwarten. Momentan liegt es nur noch daran, meiner Mutter klar zu machen, dass ich groß genug bin und selber auf mich aufpassen kann. Sie möchte natürlich gerne wieder mit aber das traue ich mir bei ihrer Verfassung nicht.
So ich kann nur noch einmal betonen, dass ich von Tag zu Tag glücklicher werde, da ich meine Freiheit wiederentdeckt habe.